Düsseldorf Hauptbahnhof

Wenn ich durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof laufe, stelle ich mir meine Bewegung wie in einem Stop-Motion-Film vor. Die weißen Bodenfliesen leiten mich zu meinem Gleis, während es links und rechts und vor und hinter mir nur so von Menschen wimmelt. Jeder huscht mit seinem Gepäck umher wie eine bepackte Ameise. Polizei und Hunde überall. Sicherheitspersonal, das vermutlich über eine Resozialisierungsmaßnahme rekrutiert wurde und mich für das Schieben meines Fahrrades lobt.

Und dann die Gerüche: Currywurst, Pizza, Kaffee. Alles voll bei dm. Verlassene Koffer, deren Besitzer ausgerufen werden. Gruppierungen von Punks und Nazis, die sich montags gegenseitig anschreien.

Dann die Abhänger. Alleine oder in Gruppen lungern sie am Bahnhofe herum, oftmals begleitet von einer Flasche Bier. Wer war eigentlich der erste Mensch, der den Hauptbahnhof als Sammelstädte für ver- und beirrte Personen ohne konkretes Reiseziel erklärt hat? Schreie und Konflikte. Platzverweise, die ein Schutzhund lauthals ausbellt.

Am schönsten ist der Bahnhof in den frühen Morgenstunden. Wenn man sich endlich vom Club losreißen konnte und nach Hause torkelt oder wenn man früh zur Arbeit in eine Stadt muss, in der man nicht wohnt. Kalte Luft und grelle Beleuchtung. Züge, die schon auf einen warten und Züge, die man gerade verpasst hat. Stoische Ruhe am Le Crobac-Stand und heißer Kaffee mit Kondensmilch und genau 5 Gramm Zucker. Wer Liebe in allen Lebenssituationen findet, lebt sie.